Leseprobe
2.1 Akteure im Zahlungsverkehr – wo spielt die Innovation?
Bei Innovationen im Zahlungsverkehr denkt man sehr schnell an »großflächige« Themen. Wie stellt man durch permanente, evolutionäre Weiterentwicklungen einen stabilen, hochsicheren und schnellen Euro-Massenzahlungsverkehr dar? Welche Veränderungen bringt SEPA im europäischen Raum? Tatsächlich haben diese Fragen die öffentliche Debatte zur Weiterentwicklung des Zahlungsverkehrs in den letzten Jahren bestimmt. Auslöser waren politische Entwicklungen und Zielvorgaben, ergänzt um Anstrengungen der etablierten Akteure zur Erzielung von Größenvorteilen. Technik war dabei lediglich die Antwort auf politische und fachliche Anforderungen (vgl. Abbildung 2.1).
Im Windschatten dieser Entwicklung lief aber ein ganz anderer Innovationsstrang ab. Neue, eher revolutionäre Technologien ermöglichen innovative Zahlungsverfahren am PoS zwischen Kunden und Händlern. Sie wurden im Online-Handel geboren und zur Reife entwickelt, zeigen nun aber eine zunehmende Tendenz in Richtung des physischen PoS: zur Tankstellen-, Supermarkt- oder auch Bäckereikasse. Bei dieser Entwicklung ist innovative Technik der Auslöser. Sie liefert der Fachseite Optionen, eröffnet neue Geschäftsmodelle und bringt Akteure hervor, die noch vor einigen Jahren keinerlei Rolle im Zahlungsverkehr spielten. Dies alles hat einen deutlich stärker revolutionären denn evolutionären Charakter.
Abbildung 2.1: Akteure im Zahlungsverkehr – klassische und aktuelle Innovationsansätze
Solange der Trend auf den Online-Handel beschränkt war, erfasste er nur einen Bruchteil des gesamten Einzelhandelsvolumens. Im Jahr 2014 wurden laut Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland [bevh 2013] 51,2 Mrd. Euro für Waren und Dienstleistungen ausgegeben, die über das Internet verkauft wurden. Das entspricht einem Anteil von gut 85 Prozent des gesamten Versandhandelsumsatzes 2014. Für das Jahr 2015 rechnet der bevh beim Online-Versandhandel mit einem Umsatz von über 46,9 Mrd. Euro. Das Internet ist damit weiterhin der Vertriebskanal mit der höchsten Wachstumsdynamik.
Etablierte Finanzdienstleister könnten dies als eher nebensächlich abtun. Nun aber scheint der nächste große Schritt möglich. Mit der Verfügbarkeit gereifter Technologien für Smartphones und Near Field Communication (NFC) lassen sich Verfahren für das sichere mobile Bezahlen etablieren, die die aus dem Online-Bereich bekannten Verfahren nun auf den physischen PoS übertragen.
Wenn dieser Rollout von neuen Akteuren forciert wird, könnten die etablierten Finanzdienstleister unter starken Druck geraten. Wer jetzt zögert, könnte den Kontakt zum Kunden an der ZV-Schnittstelle verlieren und noch vorhandene Margen (z.B. aus Debit- und Kreditkartenzahlungen) sowie Liquidität einbüßen. Besteht erst ein ZV-Konto bei einem der neuen Anbieter, so sind vielleicht im nächsten Ausbauschritt einfache Anlagekonten nicht mehr fern.
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