Leseprobe
2.1 Materialarten in der Fertigung
Da der Materialstamm für jedes Material im Unternehmen verwendet wird, ist eine Differenzierung verschiedener Arten von Materialien wichtig. Es ist schlicht unmöglich, Materialien wie z.B. einen Rohstoff für die Fertigung, ein verkaufsfähiges Produkt oder einen Schmierstoff gleichzubehandeln.
Eine der ersten und wichtigsten Angaben bei Anlage eines neuen Materials ist daher eine Materialart. Damit definieren Sie, für welchen betriebswirtschaftlichen Zweck das Material verwendet wird, und steuern, welche Sichten angelegt werden können. Die Materialart regelt außerdem, ob das Material intern (Fertigung) oder extern (Einkauf) beschafft werden kann, wie es bewertet und ob es mengenmäßig und/oder wertmäßig fortgeschrieben wird. Die Materialart lässt sich nachträglich nicht ohne Weiteres ändern.
Abbildung 2.2 zeigt einen Ausschnitt aus dem Customizing der Materialart FERT (SPRO • Logistik Allgemein • Materialstamm • Grundeinstellungen • Materialarten • Eigenschaften der Materialarten festlegen). Im Bildbereich Fachbereiche sehen Sie z.B. die verfügbaren Sichten bei der Materialanlage.
Abbildung 2.2: Customizing der Materialart – Ausschnitt
SAP-Standard-Materialarten nicht ändern
Grundsätzlich ist zu empfehlen, dass Sie die SAP-Standard-Materialarten nicht abändern. Da der Materialstamm weitreichend in viele Prozesse eingreift, sind die Auswirkungen einer Änderung im Vorfeld nicht immer abzusehen. Die mitgelieferten Materialarten erfüllen oftmals nicht alle Anforderungen, deshalb sollten Sie sich im Customizing grundsätzlich eigene Materialarten als Kopie des Standards anlegen und Änderungen an diesen vornehmen.
Der SAP-Standard stellt bereits eine Reihe von Materialarten zur Verfügung, die jedoch nicht alle in der Fertigung Anwendung finden. Die folgende Aufzählung gibt Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Materialarten in der diskreten Fertigung und deren Verwendung:
- FERT (Fertigerzeugnis): Die Materialart FERT vergeben Sie i.d.R. an alle Endprodukte, die an Ihre Kunden verkauft werden. Die Materialien besitzen keine Einkaufssicht.
- HALB (Halbfabrikat): Die Materialart HALB ordnen Sie allen Materialien zu, die während des Produktionsprozesses entstehen, aber keine Endprodukte sind. Normalerweise sind sämtliche Baugruppen und Zwischenprodukte Halbfabrikate. Sie können sowohl intern gefertigt als auch extern beschafft werden und sollten daher beide Beschaffungsarten zulassen.
- ROH (Rohstoff): Die Materialart ROH erhalten alle Materialien, die Sie für die Produktion als Komponenten benötigen und ausschließlich extern beschaffen. Der Begriff »Rohstoff« ist dabei nicht im Sinne einer natürlichen Ressource zu verstehen, sondern als zugekaufter Grundstoff für die Produktion (für unseren Wecker z.B. Bleche, Gläser, Schrauben). Rohstoffe werden nicht intern gefertigt und können nicht verkauft werden.
- HIBE (Hilfs-/Betriebsstoff): Materialien dieser Materialart werden für die Fertigung benötigt, gehen jedoch nicht als Komponenten in das Halbfabrikat oder Fertigerzeugnis ein (z.B. Öle, Chemikalien). Sie werden ausschließlich extern beschafft und nicht verkauft.
- FHMI (Fertigungshilfsmittel): Ähnlich wie Hilfs- und Betriebsstoffe werden Fertigungshilfsmittel für die Fertigung benötigt, ohne als Komponenten in das Halbfabrikat oder Fertigerzeugnis einzugehen. Im Unterschied zu HIBE besitzen FHMI jedoch die Sicht »Fertigungshilfsmittel«, um sie Arbeitsplänen zuordnen zu können (vgl. Kapitel 7). Zudem sind sie intern und extern beschaffbar. Beispiele sind Werkzeuge, Vorrichtungen, Prüfmittel.
- VERP (Verpackung): Die Materialart VERP nutzen Sie zur Anlage von Verpackungsmaterialien. Diese werden für die Lieferung von Produkten zu Kunden oder Lohnbearbeitern genutzt. Auch bei der innerbetrieblichen Logistik können Verpackungsmaterialien eingesetzt werden.
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