Leseprobe
2.1 Materialstamm
Im Standard SAP ERP war die Materialnummer auf maximal 18 Stellen begrenzt. Gerade bei einem sprechenden Aufbau einer Materialnummer (z.B. kann die Reifengröße ein Bestandteil einer Materialnummer sein) kam man durchaus an diese vorgegebene Grenze. Mit S/4HANA wird die Materialnummer auf 40 Stellen erweitert, was diesbezüglich mit einer größeren Flexibilität einhergeht. Der Materialkurztext bleibt weiterhin auf 40 Zeichen begrenzt.
Der eingeschränkte Nutzen der Längenerweiterung
Bedauerlicherweise ist die Längenerweiterung nur unter gewissen Rahmenbedingungen möglich. SAP gibt unter http://help.sap.com verschiedene Hinweise auf Einschränkungen in Bezug auf die Integration der SAP-Supply-Chain-Management-Anwendungen.
Ein Material können Sie mit der Kachel »Material anzeigen« aufrufen (siehe Abbildung 2.1).
Abbildung 2.1: Kachel »Material anzeigen«
Bevor Sie sich einen Materialstammsatz im Detail ansehen, machen Sie sich auf dem Einstiegsbildschirm als Erstes mit den unterschiedlichen Auswahlmöglichkeiten in der ersten Zeile vertraut. Nachdem Sie die gewünschte Materialnummer eingegeben haben, sollten Sie als Nächstes die Sichten selektieren, die Sie sich anzeigen lassen wollen. Klicken Sie hierzu auf den Button Sichtenauswahl (siehe Abbildung 2.2).
Abbildung 2.2: Materialstamm – Auswahlkriterien
Sichten gliedern das Material nach Anforderungen der Module wie Vertrieb, Einkauf, Produktion usw. Der Umfang der Sichtenauswahl ist davon abhängig, in welchen Modulen das Material gebraucht wird, so ist z.B. bei einem eigenhergestellten Material die Sicht für den Einkauf nicht angelegt.
Konzentrieren Sie sich an dieser Stelle auf die für den Vertriebsprozess wichtigsten Daten. Zu diesem Zweck wählen Sie die in Abbildung 2.3 markierten Sichten aus.
Abbildung 2.3: Materialstamm »Sichtenauswahl«
Für den Fall, dass Sie sich mehrfach Materialstammdaten ansehen müssen, können Sie sich diese Auswahl auch als Voreinstellung sichern.
Nachdem Sie Enter gedrückt haben, erhalten Sie die Aufforderung, Organisationsdaten anzugeben (siehe Abbildung 2.4).
Abbildung 2.4: Materialstamm – Auswahl Organisationseinheiten
Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass folgende der in Abbildung 2.3 dargestellten ausgewählten Sichten immer Bezüge zu Organisationseinheiten haben (siehe Tabelle 2.1).
Sicht | Organisationseinheit |
---|---|
Vertrieb: VerkaufsorgDaten 1 und Vertrieb: VerkaufsorgDaten 2 | Verkaufsorganisation und Vertriebsweg |
Vertriebstext | Verkaufsorganisation und Vertriebsweg |
Disposition 1 bis 4 | Werk |
Allg. Werksdaten / Lagerung 1 und Allg. Werksdaten / Lagerung 2 | Werk und Lagerort |
Tabelle 2.1: Sichten mit Bezug zu Organisationseinheiten
In der Konsequenz bedeutet dies: Ein Material kann z.B. in den oben genannten Sichten Vertrieb: VerkaufsorgDaten 1 und Vertrieb: VerkaufsorgDaten 2 für unterschiedliche Vertriebswege angelegt sein, und in den entsprechenden Ausprägungen zu diesen Vertriebswegen kann das Feld Werk bspw. einen anderen Wert enthalten.
Wenn Sie nicht sicher sind, für welches Werk, welchen Lagerort und Vertriebsweg das Material angelegt ist, nutzen Sie für die Auswahl die F4 -Wertehilfe; hier werden Ihnen alle bereits zulässigen Kombinationen angezeigt.
Es ist an dieser Stelle ebenfalls möglich, die Auswahl dauerhaft über den Button zu sichern.
Aktivieren Sie die Checkbox OrgEbenen/Profile nur auf Anforderung, wenn die bisher angegebenen Daten für die zukünftige Bearbeitung aller weiteren Materialstammsätze gelten sollen. Wollen Sie diese Einstellung erneut ändern, müssen Sie die Auswahl der Organisationseinheiten über den Button OrgEbenen (siehe Abbildung 2.2) erst wieder aufrufen.
Nachfolgend wird auf die wichtigsten Details der ausgewählten Sichten eingegangen.
2.1.1 Sicht »Grunddaten 1«
Abbildung 2.5: Materialstamm – Sicht »Grunddaten 1«
Mit dieser Sicht (siehe Abbildung 2.5) werden die Materialnummer und die Materialbezeichnung verwaltet. In der Feldgruppe Allgemeine Daten sind zwei grundlegende Felder zu finden:
- Feld Basismengeneinheit
Die Basismengeneinheit ist die Einheit, in der die Lagerbestände in SAP geführt werden. Davon abweichend kann es in den unterschiedlichen Verwendungsbereichen noch alternative Mengeneinheiten geben, so z.B. eine Verkaufsmengeneinheit. - Feld Allgemeine Positionstypengruppe
Wie bereits anderenorts ausgeführt, weist die Bezeichnung Allgemeine Positionstypengruppe durch den Wortbestandteil »-typ« darauf hin, dass damit Grundlegendes in SAP gesteuert wird. Mit einem Positionstyp wird z.B. bestimmt, ob ein Material überhaupt berechnet werden kann. »Gruppe« bedeutet, dass im Customizing mehrere Positionstypen zusammengefasst sind. Die in dieser Gruppe hinterlegten Positionstypen sind später im Vertriebsauftrag in einzelnen Positionszeilen auswählbar, sofern der dort vorgeschlagene (Default-)Positionstyp geändert werden soll.
In der weiter unten folgenden Feldgruppe Abmessungen/EAN (in Abbildung 2.5 nicht mehr zu sehen) können Sie dann die Gewichtsangaben für das Material festsetzen; diese werden später für die Position im Vertriebsauftrag herangezogen.
2.1.2 Sicht »Vertrieb: VerkOrg 1«
In der Kopfzeile dieser Sicht (siehe Abbildung 2.6) können Sie erkennen, für welche Organisationseinheit diese Sicht angezeigt wird.
Abbildung 2.6: Materialstamm – Sicht »Vertrieb: VerkOrg 1«
Feldgruppe »Allgemeine Daten«
Abbildung 2.7: Materialstamm – Sicht »Vertrieb: VerkOrg 1«, Feldgruppe »Allgemeine Daten«
Unterhalb der Anzeige der Basismengeneinheit (siehe Abbildung 2.7) ist es möglich, eine Verkaufsmengeneinheit als alternative Einheit anzugeben (z.B. KG). Es handelt sich hierbei um die Mengeneinheit, in der der Kunde bestellt. Dies ist jedoch nur dann denkbar, wenn die alternative Mengeneinheit auch in einer Umrechnung zur Basismengeneinheit angelegt ist.
Zentral für den Auslieferungsprozess ist die Angabe des Auslieferungswerks.
Weiter unten (siehe Abbildung 2.8) kann zudem angegeben werden, ob das Material skontofähig ist oder nicht. Darüber hinaus können Sie hier über den Button Konditionen einen ausschließlich materialbezogenen Verkaufspreis hinterlegen.
Abbildung 2.8: Materialstamm – Skontofähigkeit und Konditionen
Ob Mehrwertsteuer berechnet wird und – falls ja – in welcher Höhe, führen Sie in der Feldgruppe Steuerdaten an, die unterhalb der Feldgruppe Allgemeine Daten zu finden ist (hier nicht dargestellt). Für die Steuerberechnung im Verkaufsauftrag bzw. in der Faktura reicht diese Angabe allerdings nicht aus. Vielmehr bedarf es hier des Zusammenspiels mit den Debitorenstammdaten.
Zudem haben Sie in diesem Register die Möglichkeit, eine materialbezogene Mindestauftrags- bzw. Mindestliefermenge zu hinterlegen.
2.1.3 Sicht »Vertrieb: VerkOrg 2«
In diesem Register (siehe Abbildung 2.9) ist die Feldgruppe Gruppierungsbegriffe für uns von besonderem Interesse.
Abbildung 2.9: Materialstamm – Sicht »Vertrieb: VerkOrg 2«
Sie enthält u.a. das Feld Kontierungsgr. Mat., hinter dem sich die Erlöskontenfindung für die Finanzbuchhaltung verbirgt; hier werden Umsätze in ihrer Art unterschiedlich ausgewiesen. Es ist nur möglich, die Kontierungsgruppe im Materialstammsatz (Kontierungsgr. Mat.) zu ändern. Das Hinzufügen oder Ändern der Kontierungsgruppe sowie deren Funktionalität selbst ist Aufgabe des Customizings.
»Kontierungsgruppe Material«
Welches Erlöskonto sich in der Finanzbuchhaltung hinter einer »Kontierungsgruppe Material« verbirgt, ist leider nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Im Idealfall können Sie in Ihrem Projekt Einfluss auf die Beschreibung der Kontierungsgruppe nehmen, indem dort das Sachkonto und der Steuerprozentsatz mit in die Beschreibung aufgenommen werden.
Eine entscheidende Angabe für Vertriebsmaterialien ist in diesem Fall auch die Positionstypengruppe. Der Inhalt kann von der allgemeinen Positionstypengruppe im Register Grunddaten 1 abweichen, muss es aber nicht. Grundsätzlich hat der Wert, der im Feld Positionstypengruppe steht, Vorrang vor demjenigen aus dem Feld allg. Pos.typenGruppe (siehe Abbildung 2.9). An dieser Stelle gilt der SAP-Grundsatz: vom Speziellen zum Allgemeinen. Da die Positionstypengruppe mit Bezug auf die Vertriebslinie angelegt wird, ist sie spezieller als die allgemeine Positionstypengruppe. Diese weist keinerlei Bezug zu einer Organisationseinheit auf.
2.1.4 Sicht »Vertrieb: allg./Werk«
In der Feldgruppe Allgemeine Daten dieses Registers (siehe Abbildung 2.10) befinden sich neben der Wiederholung der Gewichtsangaben Hinweise zur Verfügbarkeitsprüfung und zur Option, ob das Material naturalrabattfähig ist oder nicht.
Abbildung 2.10: Materialstamm – Sicht »Vertrieb: allg./Werk«
Feld »Verfügbarkeitsprüfung«
Mit der Verfügbarkeitsprüfung wird festgelegt, ob und wie die Verfügbarkeit eines Materials kontrolliert werden soll und somit Dispositionsbedarfe erzeugt werden.
Exkurs Verfügbarkeitsprüfung
Im Customizing wird bestimmt, welche Punkte bei der Verfügbarkeitsprüfung in die Berechnung mit einfließen, um Bedarfe zu erzeugen. Sollen z.B. Bestellungen (d.h. zukünftige Lieferungen von Lieferanten) oder Reservierungen (d.h. Entnahmen für die Produktion) berücksichtigt werden, ist die Wiederbeschaffungszeit zu beachten.
Naturalrabatt ist nicht Naturalrabatt für den Vertrieb
Augenscheinlich ermöglicht es das Feld Naturalrabattfähig, eine Einheit des Materials in einem Auftrag kostenfrei anzugeben. Leider ist dem nicht so, schaut man sich über F1 die technische Hilfe zu diesem Feld an (siehe hierzu auch Abbildung 2.11).
Abbildung 2.11: F1-Hilfe zum Feld »Naturalrabattfähig«
Es scheint sich hier um eine Zusatzfunktion zu handeln, die derzeit noch nicht »ausprogrammiert« ist. Wollen Sie ein Material mit einer bestimmten Menge als Naturalrabatt liefern, dann sollten Sie in der Auftragsposition einen Positionstypen auswählen, der die Preisfindung unterbindet (i. d. R TANN = TerminAuftrag Normalposition Null [keine Berechnung]), vorausgesetzt, die Positionstypengruppe beinhaltet diese Positionstypen.
Feldgruppe »Versanddaten«
Diese Feldgruppe (siehe Abbildung 2.12) enthält alle Informationen für die Organisation des Versands.
Abbildung 2.12: Materialstamm – Feldgruppe »Versanddaten«
Sofern Zeiten in Tagen angegeben werden, sind es hier interne Zeiten, die Anzahl ist immer auf Werktage gemäß Werkskalender zu beziehen. Der Werkskalender wird im Customizing angelegt. Auf die weitere Bedeutung der Felder Transport- und Ladegruppe gehe ich im Detail im Troubleshooting ein (siehe Kapitel 5).
2.1.5 Sicht »Vertriebstext«
Sie können hier sprachschlüsselbezogen weitere oder andere Texte als die in der Bezeichnung hinterlegte Materialbeschreibung angeben. In Abhängigkeit von der im Kundenstamm angeführten Kommunikationssprache wird der Vertriebstext in den Materialverkaufstext in der Position des Vertriebsauftrags eingefügt.
2.1.6 Sichten »Disposition 1« bis »Disposition 4«
Die Sichten »Dispositionen 1 bis 4« haben indirekte Auswirkungen auf den Vertriebsprozess, da dort Informationen über die Fremdbeschaffung bzw. Eigenfertigung hinterlegt sind. Diese beeinflussen zwar die Verfügbarkeitsprüfung, müssen an dieser Stelle jedoch nicht detaillierter betrachtet werden.
2.1.7 Sichten »Werksdaten/Lagerung 1« und »Werksdaten/Lagerung 2«
Neben Lagerungsbedingungen wie Temperaturen und Haltbarkeitsdaten werden hier werks- und lagerortbezogene Daten bspw. die von den Grunddaten abweichenden Gewichte festgehalten.
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