Leseprobe
2.1 Produktverfügbarkeitsprüfung
Die Produktverfügbarkeitsprüfung, auf Englisch Product Availability Check (PAC), ist eine der Kernfunktionalitäten im klassischen Order-to-Cash(O2C)-Prozess. Die Prüfung validiert, inwieweit das geforderte Material für bestimmte Anforderungen, etwa den klassischen Kunden- oder Fertigungsauftrag, zum gewünschten Liefertermin in der geforderten Menge vorhanden ist. Das Ergebnis der Produktverfügbarkeitsprüfung ist entweder eine Bestätigung oder eine Absage der angeforderten Menge. Die PAC durchläuft bei Ihrer Prüfung folgende Rechenformel (siehe Abbildung 2.2).
Verfügbarer Warenbestand + Geplante Eingänge – Geplante Abgänge = ATP-Menge
Abbildung 2.2: Rechenformel PAC-Prüfung
Ergibt sich aus der Berechnung eine positive ATP-Menge, so wird der Auftrag bestätigt, und es werden ein oder mehrere Lieferterminvorschläge erstellt. Im Falle eines negativen Ergebnisses prüft das System, wie lange die Wiederbeschaffung (bei Fremdbeschaffung) oder Herstellung (bei Eigenfertigung) dauert, anschließend wird das Lieferdatum entsprechend angepasst. Erst dann wird die Bestätigung kommuniziert.
Ich finde alle Customizing-Einstellungen zum Thema Produktverfügbarkeitsprüfung unter folgendem Menüpfad: Anwendungsübergreifende Komponenten • Erweitertes Available-to-Promise (aATP) • Produktverfügbarkeitsprüfung (PAC). Unter dem dort aufgeführten Punkt Geschäftsszenario für Verfügbarkeitsprüfung definieren kann ich die von der SAP ausgelieferten Prüfregeln nutzen oder aber diese erweitern.
Ich nutze für mein Beispiel die bereits vorgegebene Prüfregel A – Kundenauftrag (siehe Abbildung 2.3).
Abbildung 2.3: SAP-Standard-Geschäftsszenarios für PAC – Übersicht
Eine Prüfregel bestimmt in Verbindung mit einer Prüfgruppe den Umfang der Verfügbarkeitsprüfung und steuert, welche Ein-/Ausgänge und Bestände Teil der Verfügbarkeitssteuerung sein sollen. Zudem legt sie fest, ob die Prüfung mit oder ohne Wiederbeschaffungszeit durchgeführt wird.
Einschränkung bei der Änderung von Prüfregeln
Beachten Sie, dass im Vertrieb erstellte Prüfregeln fest programmiert sind und nicht geändert werden können.
Der nächste Customizing-Schritt betrifft die Definition der Verfügbarkeitsprüfgruppe unter Verfügbarkeitsprüfgruppe definieren. Hier besteht die Möglichkeit, die verschiedenen Verfügbarkeitsprüfungen für das Erweiterte ATP zu aktivieren oder bei der Verwendung des klassischen ATP zu bleiben. Die Aktivierung erfolgt in der Spalte Erweitertes ATP . Hier setzt man die entsprechende Verfügbarkeitsgruppe auf A Aktiv (siehe Abbildung 2.4).
Abbildung 2.4: SAP-Standard-Verfügbarkeitsprüfgruppen – Übersicht
Aktivierung zusätzlicher Lizensierung für aATP
Sobald Sie die Auswahloption in Abbildung 2.4 auf »Aktiv« setzen, wird automatisch eine Lizenz für die Nutzung der aATP-Funktionalitäten erforderlich.
Eine wichtige Voraussetzung für die Nutzung von PAC ist die Pflege der Verfügbarkeitsprüfung im Materialstamm. Im Customizing besteht die Möglichkeit, Vorschlagswerte für die Verfügbarkeitsprüfgruppe festzulegen, die dann im Materialstamm automatisiert vorgeschlagen werden. Der Vorschlagswert kann nachträglich jederzeit überschrieben werden. Um einen Vorschlagswert zu hinterlegen, öffne ich den Customizing-Schritt Vorschlagswerte für Verfügbarkeitsprüfgruppe konfigurieren unter dem zuvor aufgezeigten Customizing-Pfad. Dort kann ich durch die Vergabe einer Materialart und eines relevanten Werks einen Vorschlagswert hinterlegen.
In meinem Beispiel lege ich ein Material mit der Materialart Handelsware (HAWA) im Werk 1010 an und ordne den Vorschlagswert Y1 – Einzelbedarf zu (siehe Abbildung 2.5).
Abbildung 2.5: Definition Vorschlagswerte für die Verfügbarkeitsprüfung
Ich navigiere direkt in die Transaktion MM01. Dort wähle ich zunächst die Materialart HAWA Handelswaren S aus und selektiere anschließend das Werk 1010 (siehe Abbildung 2.6).
Abbildung 2.6: Materialanlage – Beispiel TEST_AATP
Jetzt öffne ich die Sicht Vertrieb: allg./Werk und sehe, dass das System mir automatisch die Verfügbarkeitsprüfung Y1 vorschlägt. Diese kann ich jedoch noch überschreiben und abändern (siehe Abbildung 2.7).
Abbildung 2.7: Materialanlage – Beispiel TEST_AATP und Zuordnung Verfügbarkeitsprüfung Y1
Im Folgeschritt navigiere ich zurück zum vorherigen Customizing-Pfad und öffne den Menüpunkt Umfang der Verfügbarkeitsprüfung konfigurieren. In dieser Aktivität verknüpfe ich meine gewünschte Prüfregel mit besagter Verfügbarkeitsprüfung (siehe Abbildung 2.8).
Abbildung 2.8: Umfang der Verfügbarkeitsprüfung anhand Y1
Wenn ich nun via Doppelklick in die Details der markierten Zeile abspringe, habe ich die Möglichkeit, weitere Einstellungen vorzunehmen (siehe Abbildung 2.9).
Abbildung 2.9: Detailsicht Verfügbarkeitsprüfung Y1
Beispielsweise lässt sich festlegen, ob bestimmte Bestände wie ein Sicherheitsbestand zu dem bereits verfügbaren Bestand des gewählten Werks hinzugerechnet werden sollen oder nicht. Unter dem Absatz Bedarfe bestimme ich zudem, ob z.B. ein Absatzbedarf (= Verkaufsbedarf) bei der Verfügbarkeitsprüfung berücksichtigt werden soll. Zudem kann die Wiederbeschaffungszeit mit in die Prüfung aufgenommen und Einstellungen bzgl. Sonderszenarien oder einer Mengenverteilung vorgenommen werden.
Eine weitere wichtige Voraussetzung für die Nutzung der aATP-Verfügbarkeitsprüfung stellt deren Aktivierung in der Bedarfsklasse und im Einteilungstyp dar. Diese Einstellungen waren zwar bereits in den Vorgängersystemen von S/4HANA vorhanden, sollen aber der Vollständigkeit halber erwähnt werden. Die Einteilungstypen werden unter folgendem Customizing-Pfad gepflegt: Vertrieb • Verkauf • Verkaufsbelege • Einteilungen • Einteilungstypen definieren. Über die Detailsicht gelange ich zur Einstellung der Verfügbarkeit. Wichtig ist hier, dass die Checkbox Verfügbarkeit angehakt sein muss (siehe Abbildung 2.10).
Abbildung 2.10: Pflege Einteilungstypen – Beispiel CP
Die Bedarfsklasse kann an verschiedenen Stellen im System gepflegt werden.
Definition Bedarfsklasse
Die Bedarfsklasse beinhaltet die Steuerungsparameter für die Verrechnung und Planung von Kundenbedarfen im Vertrieb. Die Bedarfsklasse wird über die Bedarfsart ermittelt.
Im Folgenden beschreibe ich sechs verschiedene Optionen, wie man die Bedarfsklasse im System einstellen kann. Option 1 erläutere ich dabei im Detail, da sie die einfachste und gängigste Methode für die Pflege der Bedarfsklasse darstellt.
Option 1: Ich öffne Anwendungsübergreifende Komponenten • Erweitertes Available-to-Promise (aATP) • Konfigurationsaktivitäten für spezifische Belegarten • Kundenaufträge und Lieferungen • Bedarfsklassen definieren, navigiere auf die Detailsicht und pflege die Bedarfsklasse, indem ich unter dem Reiter Bedarf das Feld Verfügbarkeit anhake (siehe Abbildung 2.11).
Abbildung 2.11: Pflege Bedarfsklassen – Beispiel 031
Anschließend ordne ich die gewählte Bedarfsklasse einer passenden Bedarfsart zu (siehe Abbildung 2.12). Dies kann unter Anwendungsübergreifende Komponenten • Erweitertes Available-to-Promise (aATP) • Konfigurationsaktivitäten für spezifische Belegarten • Kundenaufträge und Lieferungen • Bedarfsarten definieren eingestellt werden.
Abbildung 2.12: Zuordnung Bedarfsart 031 zur Bedarfsklasse 031
Entweder lege ich eine neue Kombination via Neue Einträge an oder ordne eine existierende Bedarfsart meiner Bedarfsklasse zu.
Folgende weitere Pflegeoptionen stehen zur Verfügung:
- Option 2: Die Ermittlung der Bedarfsart in beispielsweise Verkaufsbelegen erfolgt im SAP-Standard über die Strategiegruppe des Materials.
- Option 3: Ist die Strategiegruppe nicht gepflegt, wird die Bedarfsart über die Dispositionsgruppe ermittelt.
- Option 4: Wurde auch die Dispositionsgruppe nicht definiert, dann verwendet SAP an deren Stelle die Materialart bei der Ermittlung der Bedarfsart.
- Option 5: Findet das System immer noch keine Bedarfsart, so prüft SAP eine Sonderregel, die sich auf die Positionstypen und Dispositionsmerkmale beruft.
- Option 6: Falls auch dies erfolgslos ist, bleibt im letzten Schritt die Prüfung auf einen vorhandenen Positionstyp.
Sind alle genannten Prüfschritte erfolglos, deklariert SAP den vorliegenden Vorgang als für die Bedarfsübergabe und Verfügbarkeitsprüfung irrelevant.
Im letzten Customizing-Schritt für diesen Abschnitt möchte ich auf die Positionstypen und Dispositionsmerkmale eingehen, bezogen auf die Sonderregel für die Bedarfsartenfindung. Hierzu öffne ich den Menüpfad Anwendungsübergreifende Komponenten • Erweitertes Available-to-Promise (aATP) • Konfigurationsaktivitäten für spezifische Belegarten • Kundenaufträge und Lieferungen • Bedarfsart über Positionstyp und Dispositionsmerkmal ermitteln (siehe Abbildung 2.13).
Abbildung 2.13: Zuordnung Positionstyp TAN zu Bedarfsart 031
Hier lege ich über die genannten Attribute Positionstyp (Ptyp) und Dispositionsmerkmal (DMk) fest, welche Bedarfsart (BDAr) gefunden werden soll. Via Doppelklick auf eine Zeile springe ich in die Detailsicht ab und kann zudem prüfen, welche Bedarfsklasse zugeordnet ist und ob diese relevant für die Verfügbarkeitsprüfung und die Bedarfsübergabe ist. Auch hier ist es wichtig zu prüfen, dass in der jeweiligen Bedarfsklasse die Checkbox Verfügbarkeit angehakt ist (siehe Abbildung 2.14).
Abbildung 2.14: Detailsicht Zuordnung Positionstyp TAN zu Bedarfsart 031
Ich kann die Verfügbarkeitsprüfung auch für Plan- und Produktionsaufträge einstellen. Die relevanten Customizing-Einstellungen finde ich unter Anwendungsübergreifende Komponenten • Erweitertes Available-to-Promise (aATP) • Konfigurationsaktivitäten für spezifische Belegarten • Plan- und Produktionsauftrag.
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